In der letzten Zeit kommt einem in den (sozialen) Medien oftmals entgegen, das Transsexualität doch nur eine Modeerscheinung sei. Ein Hype. Doch ist das wirklich so? Und bin ich auch eine Modeerscheinung?
Gerade die letztere Frage hat mich dann doch meine Hirnzellen angeschmissen. Eigentlich bin ich niemand, der irgendwas macht, nur weil es gerade trendy ist. Und erst recht nicht, wenn man dazu irgendwelche Pillchen schlucken muss, die Dinge am Körper (zum Teil unwiderruflich) verändern. Geschweige denn, sich wegen einem Trend unter’s Messer legt.
Ich bin für mich selbst dann doch sehr schnell zum klaren Ergebnis gekommen, das ich zwar keinem Trend folge, aber vielleicht (mit)verantwortlich bin, das die Leute denken, das es den Trend gibt. Immerhin gehe ich damit auch öffentlich um – wie beispielsweise in diesem Blog oder mit meinem Buch „Das war so nicht geplant„. Vor 20-30 Jahren war das ganze irgendwie nicht denkbar. Da wussten die meisten gar nicht, das es Transsexualität gibt. Mich eingeschlossen. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich mich sicherlich früher damit auseinandergesetzt.
Aber so denkt man natürlich, das kann und darf alles nicht sein. Das ist heute anders. Viele gehen offener damit um. Es gibt mehr Informationsquellen dazu. Früher haben vermutlich viele so gedacht wie ich – das darf nicht sein. Das kann nicht sein. Du tickst nicht sauber. Heute denkt man anders und weiß, das man durchaus im falschen Geschlecht geboren sein kann. Man muss sich darüber nur im klaren werden.
Ich finde es auch sehr gut, das der Gesetzgeber die Namensänderung beispielsweise nicht zu leicht macht und zwei Gutachten im Rahmen des Gerichtsverfahrens vorschreibt. Ich hatte damit kein Problem und verstehe ehrlich gesagt die Leute nicht, die meinen, das man das doch wohl selbst entscheiden könne. Viele wollen die Entscheidung in jungen Jahren treffen – aber sind Sie dafür reif genug, sich dahingehend selbst einschätzen zu können? Oder lassen Sie sich doch irgendwie durch den „Hype“ dazu bewegen?
Ich finde, es muss einfach sichergestellt sein, das man wirklich so fühlt. Und wenn zwei unabhängige Gutachter zu dem gleichen Entschluss kommen, dann fühle ich mich selbst noch einmal bestätigt und sicherer. Denn hätte einer der beiden Gutachter was anderes am Ende gesagt, dann wäre mir klar, das ich mich mit mir noch einmal sehr auseinander hätte setzen müssen. Aber mir eigentlich schon klar, das ich bei beiden Gutachten quasi problemlos „durchgehe“. Auch mein Therapeut hatte mir schon sehr frühzeitig die Freigabe für diverse Medikamente gegeben – auch hier war es eher ein Durchmarsch. Und viele meiner Freunde sagen heute zu mir, das ich viel glücklicher wirke als früher. Das vermag ich gar nicht zu bestreiten 🙂
Und tatsächlich ist es aber so, das ich mir selbst von Zeit zu Zeit die Frage stelle, ob der Weg der richtige war (und ist). Ich finde, man darf seine Entscheidungen durchaus hinterfragen. Bisher war die Antwort aber tatsächlich fast immer sehr schnell und einfach gefunden. Aber die Antwort war jedenfalls bisher immer die gleiche und ich bereue meine Entscheidung nicht.
Das einzige, was ich vielleicht bereue, ist, diesen Schritt nicht schon viel früher gewagt zu haben. Aber da war eben diese Unkenntnis. Und damit verbunden für mich eine quasi Unmöglichkeit damals …..