Nachdem ich Freitags meine erste offizielle Lebensmittelrettung hatte, stand am Folgetag die zweite Rettung an. Mehr oder minder ungeplant. Das Auto von Thi war immer noch in der Werkstatt und Sie hatte am heuten Nachmittag zwei Rettungen, also fragte Sie mich, ob ich Sie nochmal heute fahren könnte. Da ich Ihr das von mir aus am Vorabend schon ungefragt angeboten hatte, war das natürlich kein Problem und so ging es um 17:30 Uhr erstmal zu einem französischen Bäcker.
Sowohl meine Freundin aber auch Thi haben mir beide abwechselnd, aber irgendwie fast im Duett, vorgeschwärmt, wie toll und lecker doch französischer Bäcker sind. Beide haben mich also auf diese Abholung quasi „heiß“ gemacht und nun war ich quasi spontan mit Ihr bei genau diesem Bäcker. Prima, dachte ich. Jedenfalls bis zu dem Moment, wo wir erfuhren, das der Bäcker komplett ausverkauft ist und es somit keine Lebensmittel mehr zu retten gibt. Okay, eigentlich prima und perfekt. Es wird nichts weggeworfen oder verschwendet und rein betriebswirtschaftlich auch für den Bäcker prima. Aber ein bisschen hat es mich geärgert, das nicht mal ein ganz klein bisschen übrig geblieben ist, wenn man mich schon heiß macht …..
Danach ging es noch direkt zu einem Supermarkt. Jetzt war ich gespannt, ob und was und wieviel es hier zu retten gibt. Und es war jetzt ja mal was ganz anderes als eine Bäckerei. Thi zeigte mir die Abläufe und gemeinsam legten wir los, einen Wagen, der bereit stand, zu retten. Auf diesem Wagen waren etwa 8 oder 9 Kisten, überwiegend mit Obst und Gemüse befüllt. Wir haben unsere Kisten bereitgestellt und fingen an, die Inhalte zu sortieren. Da gab es beispielsweise in den Mandarinen-Netzen auch verschimmelte oder zerquetsche Mandarinen, die wir vor Ort rausgeholt und weggeworfen haben. Auch bei den Heidelbeeren und Himbeeren haben wir genauso verfahren. Das meiste der Lebensmittel war aber in Ordnung und so wanderte Kopfsalat, Chicorée, Kartoffeln, Paprika, Lauchzwiebeln, Kräuter, Karotten aber auch ein Kartoffelauflauf aus der Kühlung oder eine MüllerMilch in unsere Kisten. Das ganze „Grünzeugs“ wanderte in einen extra Sack, den wir ebenfalls mitnehmen. Thi hat einen Abnehmer, der das an seine Tiere verfüttert. Wir haben zu zweit etwa 45 Minuten benötigt für das ganze aussortieren und natürlich haben wir alles wieder sauber hinterlassen, wie es sich gehört. Es geht also u.U. auch eine ganze Menge Zeit schon bei der Abholung drauf. Hätte ich nicht gedacht.
Ich weiß auch nicht so recht, ob ich nun beeindruckt oder entsetzt über die Menge bin, die da an einem Tag angefallen ist. Ich habe zwei Kisten gerettet, der Rest ging an Thi und noch an eine Dritte Person, die später noch abholte. Auch hier habe ich drauf geachtet, das ich das, was ich mitnehme, entweder selbst verbrauche (bzw. verbrauchen kann) oder auch schon Abnehmer im Kopf habe. Denn mir fehlen ja noch „etablierte“ Verteilstrukturen.
Auf jeden Fall habe ich jetzt einen recht gefüllten Kühlschrank, die die nächsten Tage gegessen werden wollen. Wenn ich mir nun im Kopf überlege, wieviel damit alleine in einer Stadt an „Lebensmittel-Müll“ anfällt, der aber eigentlich keiner ist, dann ist das schon heftig. Ich hatte damit nun meine zweite von drei Einführungs-Abholungen, die dritte habe ich kommenden Dienstag mit jemand anders, diesmal erneut bei dem französischen Bäcker. Vielleicht habe ich ja diesmal eine Chance :-), aber beeinflussen kann ich es ja nicht und das ist auch in Ordnung so. Aber mit Blick auf meinen Kühlschrank muss ich mir aber auch Gedanken zur Verteilung am Dienstag machen (denn nach dem französischen Bäcker geht’s nochmal zu einem Supermarkt), denn soviel wie man rettet, kann man einfach nicht selbst verbrauchen. Also heißt es für mich, Gedanken machen, wer in meinem Umfeld in Frage kommt und ggfs. vorwarnen. Aber da hab ich schon so ein paar Kandidaten. Und es gibt auch sogenannte Abgabestellen, wo man teilweise größere Mengen abgeben kann. Auch die muss ich mir nochmal anschauen.
Ich kann mir tatsächlich im Moment vorstellen, mich noch deutlich mehr bei dieser Organisation einzubringen, denn da gibt’s ja vieles an Aufgaben, was ehrenamtlich gemacht wird. Jetzt aber möchte ich erstmal den ersten Schritt komplettieren, danach sehe ich weiter.