Man kennt ja viele Dinge, die man retten kann. Aber als ich das erste Mal gehört habe, das man auch Lebensmittel retten kann, hatte ich neben einer Vermutung aber auch ganz klar ein Fragezeichen Wie rettet man bitte Lebensmittel und wovor? Direkt schoss mir ein Bild von einem Apfel in den Kopf, der völlig verängstigt in der Obstabteilung eines Supermarktes neben seinen Artgenossen liegt und zitternd darauf wartet, zur Beute eines hungrigen Erdbewohners zu werden, der ihn mit Schale und Kern (vielleicht aber auch ohne) verschlingen möchte.
Ich hatte zufällig in der Vergangenheit Thi kennengelernt über Fratzenbuch und irgendwie habe ich ab und an Lebensmittel von ihr erhalten, die sie gerettet hat. Neugierig wie ich bin, habe ich sie dazu befragt und fing mich an mit der Materie zu beschäftigen. Die Lebensmittel werden in Supermärkten, Bäckereien, Cafés oder auch von Caterer oder Mensas vor dem Wegwerfen gerettet. Ja, das macht irgendwie Sinn, denn sehr sehr oft sind die Lebensmittel ja noch in Ordnung, aber nicht mehr verkaufsfähig, weil die Banane zu krumm, der Apfel einen Katscher oder auch das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist.
Gerade beim Mindesthaltbarkeitsdatum denken ja leider immer noch viele Menschen, das ist gleichzusetzen mit „Tödlich ab“ und kaufen so etwas nicht mehr (oder werfen es weg, wenn es in Ihrem Kühlschrank ist). Aber dem ist ja nicht so, die meisten Lebensmittel sind deutlich länger haltbar.
Ich fand die Idee gut, ich habe vor der Corona-Krise schon sehr häufig in der KölnArena Lebensmittel gerettet, die vom Buffet wieder zurückkamen und sonst in der Tonne gelandet wären. Viel zu lecker und viel zu schade. Und ich hatte eine Menge dankbarer Abnehmer, denn für mich alleine war das ja immer viel zu viel. Entsprechend habe ich mich bei der Organisation auf der Webseite registriert, das notwendige Quiz gemacht (und natürlich bestanden), die Einführungsveranstaltung besucht und dann konnte ich das erste Mal Lebensmittel retten – wenn auch noch in Begleitung. Denn ich bin ja noch quasi in der Einarbeitung bzw. Lernphase und einen Ausweis dafür hatte ich ja auch noch nicht. Den gibt’s auch nicht mal eben auf Zuruf (und das ist auch richtig so).
Vermutlich denken die meisten, das Ganze ist ja einfach. Man fährt zum Bäcker oder in den Supermarkt, packt die Taschen voll und fährt nach 5 Minuten. Ganz so einfach und schnell geht das Ganze dann doch nicht. Ich hatte meine allererste Abholung mit Uli in Bonn bei einem Bäcker. Er hat mir nochmal viele Dinge erzählt und erklärt (wobei ich das meiste schon kannte, aber das konnte er nicht wissen) und dann war Ladenschluss und wir konnten die Reste abholen. Es war nicht viel, ich hatte knapp zwei Stoffbeutel mit Brötchen, Croissants & Co. – aber wenn es nicht viel ist, ist es auch gut so. Denn das Ziel ist ja, das im Idealfall keine Lebensmittel gerettet werden müssen. Aber für mich war die Menge absolut okay, musste ich ja auch noch weiterverteilen.
Auf dem Rückweg hatte ich nochmal kurz mit Thi geschrieben, die heute Probleme mit ihrem Auto hatte, was nicht ansprang. Sie musste eine Abholung (auch bei einem Bäcker) deswegen an wen anders abgeben, der aber wiederum die Backwaren nicht weiterverteilen konnte. Also hielt ich kurz, um Thi aufzulesen und dann haben wir das Ganze in Troisdorf bei Ihrem Vertretungs-Abholer abgeholt. Ich war sehr überrascht, denn dort waren 4 große IKEA-Beutel voll mit Backwaren und Broten plus eine halbe Torte Apfelriemchen. Ich konnte mir davon auch noch ein paar leckere Sachen mitnehmen und dann habe ich Thi wieder zuhause mit Ihren Tüten abgesetzt.
Nun kam der zweite Teil – die Weiterverteilung. Ich hatte zusammen mit den Sachen, die ich von Thi noch mitgenommen hatte, jetzt knapp 3 Stoffbeutel und den halben Kuchen. Da ich Apfelriemchen liebe, war klar, dass der meinem Magen zugeführt wird (und bereits am Abend war die Hälfte davon aufgefuttert – Abendessen mal anders). Aber der Rest wollte auch noch zu Ende gerettet werden. Einen Teil der Brötchen habe ich eingefroren, ebenso etwas Brot. Aber so viel wie ich da hatte, wollte und konnte ich nicht einfrieren – das war von Beginn an klar.
Entsprechend kontaktierte ich noch meine Ex-Freundin als auch Maja. Beide kamen am Abend noch vorbei und holten einiges an Backwaren ab, so dass ich tatsächlich alles verteilen konnte und zwar in solchen Mengen, das ich gut davon ausgehen kann, dass es auch alles am Ende gegessen und nicht weggeworfen wird. Aber tatsächlich stellte ich fest, dass der Zeitaufwand für das Weiterverteilen der Lebensmittel nicht zu unterschätzen ist.
Zwei sogenannte Erstabholungen habe ich noch in den nächsten Tagen vor mir, danach bekomme ich meinen eigenen Ausweis und kann mich dann um die Aufnahme für die Abholung in bestimmten Betrieben kümmern. Wie ich schon schrieb, nix für „ich mach mal eben mit“, aber völlig okay und für mich nachvollziehbar. Und wenn ich dann feste Betriebe für die Abholung habe, kenne ich ja grob die Mengen und die Dinge, die von dort (meistens) kommen und kann die Weiterverteilung besser planen. Denn was ich definitiv nicht will, ist, dass die Sachen, die ich rette, dann am Ende doch in der Tonne landen. Und bitte schon gar nicht in meiner Tonne!
Ach ja: Eine der Regeln ist, das man von den geretteten Lebensmitteln keine Fotos macht bzw. veröffentlicht. Entsprechend findet Ihr hier jetzt auch keine Fotos davon – denn „Die Regeln sind die Regeln“ (Marc Terenzi).
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